Kirchen sind vor allem jetzt zur Sommerzeit für Besucher ein Segen. Nicht nur Touristen verweilen in den Sommermonaten in Kirchen um das kühle Klima zu genießen. Die dicken, alten Kirchenmauern halten die hohen Gebäude angenehm kühl auch bei Hitzewellen und sind deshalb ein wundervoller offener Rückzugsort für zwischendurch. Unsere Kirchen in Deutschland sind offen, kühl und still und jeder ist willkommen. Außerdem gibt es hier immer viel zu entdecken, für Christen sind Kirchen die Verbindung zwischen Himmel und Erde und dadurch eine Bindung zu Gott. Viele Gemeinden laden die Kleinsten ein, die Kirche mit allen Sinnen zu Erkunden. Ein heiliger Ort den wir spürbar machen durch das Sehen, Hineinhören, Riechen, Schmecken, Begreifen und Feiern. Ich habe hier einige Ideen aufgeschrieben, wie wir mit Eltern-Kind-Gruppen die Kirche sinnlich erfahren können – und dabei ganz nebenbei Gott begegnen.
Wahrnehmung erfahren
Bevor wir mit einer Gruppe gemeinsam in einen Kirchenraum gehen, sollten ihr diesen einmal selbst erkunden und die Möglichkeiten und Grenzen wahrnehmen. Eine Gruppe mit kleinen Kindern braucht genügend Zeit, um sich auf den Raum, die Stimmung und das Miteinander einzulassen. Achtsamkeit ist wichtig, um Kindern eine positive Begegnung möglich zu machen. Wenn ich mit meinen Gruppen in die Kirche gehe, möchte ich die Dimension unserer Kirche feststellen, sondern Eltern mit ihren Kindern die Möglichkeit geben, bleibende Erfahrungen zu machen.
Ein Korb mit Kirchenschätzen
Immer weniger Menschen interessieren sich heute für die Kirchen, dabei ist es oft gar nicht die Spiritualität die sinkt. Die meisten Menschen fühlen sich nicht angesprochen von unseren Kirchen. Dieses Zugehörigkeitsgefühl ist aber für die Zukunft unserer Kirchen wichtig. Grund genug einmal, die Möglichkeit zu geben, die Kirche und Alles was in ihr ist anzufassen, zu fühlen und so ein Hauch der Heilig zu spüren. Gemeinsam und in Absprache mit Pastoren und Küstern Kirchenschätze wahrnehmen und spüren. So können wir nicht nur den Altar und das Taufbecken erlebbar machen, sondern einen Korb voller Kirchenschätze entdecken.
- Kirchenschlüsselbund
- Sand-, Kalk-, oder Backsteine
- Dachziegel, Sollingplatten, Schiefer,
- Stuckreste, Steine mit Farbresten,
- Holzstücke einer Linde oder Eiche;
- farbige Glasstücke, Bleiruten;
- Bronzereste vom Guß,
- Bienenwachs und Weihrauch
- Gesangbücher und Bibeln
- Münzbeutel 🙂
Klangspiele
Vielleicht schafft ihr es, dass eure Babys für einen kurzen Augenblick Hineinhören in die Stille des Raumes. Ich schlage eine Klangschale an, die Kinder hören zu und warten bis die Stille da ist. Das ist ein wundervolles Erlebnis, beobachtet die Blicke der Kinder, und wenn sie beginnen wieder zu brabbeln, wiederholt die Stille noch einmal. Oft sind Babys und Kleinkinder aber auch von alleine still, wenn sie die Kirchenglocken hören, sie konzentrieren sich vollkommen auf das Hören. In den meisten Kirchen kann man einen Klang lange im Raum nachspüren, wie das Knarren der Kirchenbänke und der Hall von Schritten. Die Akustik wirkt durch BodyPercussion besonders, wie klatschen, patschen und stampfen. Aber auch durch Laute und Jubel klingt einzigartig. Wie wirken unsere Worte vom Altar, von der Kanzel, von der Chor- oder Orgelempore. Vielleicht habt ihr die Möglichkeit, dass eure Gruppe sich gemütlich in die Mitte des Kirchraumes setzt und ihr an 2 bis 3 Orte huscht und euren Kindern etwas zuruft. Zum Abschluss singe ich gemeinsam und miteinander unser Abschlusslied, an einem Altar oder Taufbecken, das erkennen die Kinder wieder, obwohl alles anders ist.
Klangkörper
- Klangschalen und Klangspiele
- Chimes und Tempelblöcke
- Glocken und Glöckchen
- Schellen und Zimbeln
- Maracas und Regenstöcke
Elemente in Kirchen
Kirchen haben eine Türschwelle aus Stein. Tritt man über diese Schwelle, so öffnet sich eine andere Welt.
- Taufstein
- Altar
- Osterkerze
- Glocken und Glöckchen
- Opferstock
- Orgel
- Kanzel
- Kreuz
- Plastiken
- Malereien
- Lutherrose in Ev. Kirchen
- Weihwasserbecken in kath. Kirchen
Die Kirche erkunden und begreifen
Elemente aus Stein/Holz/Glas anfassen
Evangeliar/Lektionar in die Hand nehmen und halten
Kath. Kinder mit Weihwasser bekreuzigen
Säulen umarmen
Krabbeln über Schwellen, Treppen und Bänken
Wichtig ist, dass ihr immer ausdrücklich hinweist auf Gegenstände, die zu kostbar zum Begreifen sind.
Beobachten und Staunen
Ein Kirchraum wird je nach Tages- und Jahreszeit unterschiedlich erlebt. Das Sonnenlicht scheint durch die vielen bunten Fenster und zu jeder Uhrzeit wird ein anderer Ort erhellt auch die dunklen Ecken sind erlebenswert und auch eine Kirche im Dunkeln, die durch Kerzenlicht erhellt wirkt mit großer Kraft. Was sehen wir? Engel, Tiere in den Fresken, Details der Ornamentik, Heilige und Symbole! Jede Kirche hat ein ganz eigenen Geruch, diesen Geruche können wir bewusst wahrnehmen. Steine der Säulen, Kalk der Wände, das Holz der Kirchenbänke, der Duft des Blumenschmucks, brennende Kerzen und der Duft von Weihrauch erinnert an Kirchenfeste. Wenn ihr die Kirche auch schmecken möchtet, dann eigenen sich Weintrauben oder Traubensaft und Oblaten. In den Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland wird das Abendmahl mit Brot und Wein gefeiert und prinzipiell sind alle Getauften eingeladen, egal welcher christlichen Kirche sie angehören.
Pilgerschritte
Bei Hochzeiten schreitet das Hochzeitspaar langsam den Mittelgang entlang. Es ist ein Erlebnis, mit dem eigenen Kind auf dem Arm, diesen Gang zu gehen und sich von der erlebten Kirche zu verabschieden. Wenn Eltern dabei im Pilgerschritt gehen (2 Schritt vorwärts und 1 Schritt zurück) können die kleinen in Ruhe Abschiednehmen und das Erlebte noch einmal sehen und reflektieren. Der Pilgerschritt entspricht im übertragenen Sinn unserem Weg durchs das Leben.
Meine Kursstunde in der "Kirche"
- Ankommen draußen vor dem Eingang
- Gemeinsam in die Kirche über die Schwelle treten
- Den Blick durch den Raum schweifen lassen
- Klangspiele
- Freies erkunden und bewegen
- Kleiner Austausch: "Wer war warum schonmal da?"
- Rundgang zu interessanten Kirchen-Elementen
- Rufspiele aus den Emporen
- Kerze anzünden und miteinander Singen und tanzen
- Abschiedslied am Taufbecken
- Im Pilgerschritt die Kirche verlassen